Von mir selbst überrascht

Ich habe schon so oft geschrieben, dass ich mir etwas nicht hätte vorstellen können und noch viel öfter habe ich es einfach nur für mich gedacht. So viele Dinge sind in der Zwischenzeit geschehen, so vieles habe ich erreicht und erlebt, von dem ich überrascht war oder zumindest erstaunt war und was ich nie zu träumen gewagt hätte.

Auch über das Verschmelzen von Persönlichkeiten habe ich schon berichtet. Ja, die Zwei, aus denen ich entstanden bin, waren in vielen Dingen sehr unterschiedlich, in einigen aber auch sehr ähnlich. Schüchternheit ist definitiv eine Sache in denen beide absolut gleich waren. Mich in Gruppen von Menschen zu bewegen die ich nicht kenne, vor größeren Gruppen sprechen bzw. präsentieren – ein absoluter Graus für mich. Ja, ich bin sicher, dass es viele gibt, die erstaunt sind, weil ich nur mit ganz wenigen engen Freunden darüber gesprochen habe oder sie mich gut genug kennen, um es zu wissen. Ich weiß, dass man mir früher oft Arroganz unterstellt hat, dabei war es einfach nur mein Schutzschild, welches vielleicht so gewirkt hat.

Doch gestern war ich von mir selbst sehr überrascht - viel mehr als von den ganzen Entwicklungen, die ich in den letzten Jahren gemacht habe: Ich durfte Gastgeberin einer beruflichen Veranstaltung mit rund 70 Gästen sein. In diesem Zusammenhang klingt für mich selbst schon das „ich durfte“ vollkommen verrückt. Doch es war wirklich so. Natürlich war ich angespannt, auch etwas nervös, aber das lag ausschließlich an der Frage, ob alles so wie vorgestellt und geplant am Ende auch funktioniert. Ok, das Thema Nicole in größeren Gruppen von Menschen hatten wir schon und es ist kontinuierlich besser geworden.

Das ich aber vor dieser großen Gruppe stand, sie im Namen meiner Arbeitgeberin begrüßte und nicht das Gefühl hatte, mich in irgendeinem Loch verstecken zu wollen, war absolut neu für mich. Ich bewegte mich durch die Veranstaltung, egal ob in den Pausen oder um hier und da während der Vorträge etwas zu organisieren, ohne mich unwohl zu fühlen. Ob ich das wirklich souverän und gut gemeistert habe, müssen andere beurteilen.

Für mich war es unglaublich, weil ich wusste, dass mein „Zwillingsbruder“ das im Leben nicht hinbekommen hätte. Dafür stand ich in Kleid und Pumps als Gastgeberin vor dieser Gruppe und fühlte mich einfach wohl – als hätte ich nie etwas anderes gemacht.

Das meine Umwelt mich überrascht, die Entwicklung meines Lebens – ok. Das meine Persönlichkeit mich so überraschen könnte, das hatte ich nicht gedacht. Und ja, ich bin auch stolz auf mich und ich glaube, das darf ich nach gestern auch mit gutem Gewissen sein!

Eure erstaunte

Nicole